Vernetzung...
Vernetzung auf allen Ebenen war sowohl Ziel als auch Inhalt der Konferenz. Und Eines kann vorweggesagt werden – es ist gelungen, über alle Bereiche der Forst- und Holzwirtschaft, über Generationen und über Ländergrenzen hinweg.
...ist vielfältig
Bevor es an den arbeitsamen Teil der Konferenz ging, gab es ein geselliges und gemütliches Warm-up: Die bereits angereisten Konferenzteilnehmer:innen trafen sich am Vorabend der Konferenz auf der Bräuwiese am Traunsee zum gemütlichen Beisammensein, Wiedersehen, aber auch gegenseitigen Kennenlernen, bevor es am ersten Konferenztag „ans Eingemachte“ ging.
Basis für die Vernetzung war die gemeinsame und doch länderspezifisch unterschiedliche Rolle, die Frauen in der Forstwirtschaft spielen – und noch wichtiger: jene, die sie spielen könn(t)en! Was braucht es und was bringt es? So könnte man kurz zusammenfassen, woran an beiden Konferenzvormittagen gearbeitet wurde. Wie können Frauen ihre Chancen in der Forstwirtschaft realisieren und was bringt das ihnen ebenso wie der gesamten Forstwirtschaft?
Tag 1: Forstfrauen im Fokus – Was wir haben, was wir sind: Lösungswege und Erfolgsgeschichten
Nach der Begrüßung durch Florian Hader, Leiter des Waldcampus Österreich, Nike Krajnc, Projektleiterin von Fem4Forest aus dem slowenischen Forstinstitut und Dagmar Karisch-Gierer, Mitarbeiterin der FAST Pichl im Projekt und Obfrau der Forstfrauen, wurde vom Moderatorenteam Hermine Hackl, Waldbotschafterin und Gründungsmitglied der Forstfrauen, und Maximilian Handlos, Mitarbeiter des Waldverbandes Steiermark und langjährige „Forstfrau“, die Konferenz perfekt begleitet.
Im Eröffnungsvortrag von Sabine Pelzmann-Knafl, Unternehmensberaterin aus Graz, stand die Führungsrolle von Frauen im Fokus. Sie strich hervor, in welchen Aspekten Frauen anders agieren („Think crisis – think female“) und wie sich Organisationen verändern, wenn sich die Zusammensetzung von Teams und Führungsetagen ändert. Ein „Tipping point“, von dem die Forstwirtschaft in den meisten Ländern allerdings noch recht weit entfernt ist…
Kathrin Böhling von der LWF Bayern stellte ausgewählte Fakten aus dem Statusreport von Fem4Forest vor. So fällt es zum Beispiel auf, dass sich in anderen, insbesondere ehemals sozialistischen Ländern deutlich mehr Frauen in Führungspositionen befinden als in Österreich oder Bayern – beides Länder, in denen der (Privat-)Wald eine ökonomisch und ökologisch durchaus relevante Rolle spielt.
Die Sichtbarkeit von Frauen ist eines „der“ Themen, wenn es darum geht, Frauen für die Forstwirtschaft zu begeistern. Der Talk mit Vorbildern, sogenannten Role models strich hervor, worauf es im täglichen Leben als Frau im Wald ankommt. Angelika Morgenroth aus dem Deutschland, Marija Jakopin aus Slowenien und Franz Hohenberg aus Österreich (jawohl, auch Männer können Vorbilder in Sachen Frauen sein – in diesem Fall eben für andere Männer!) brachten es auf den Punkt: Es geht darum, für sich einzustehen, zusätzliche Aspekte in die Bewirtschaftung der Wälder einzubringen und gemeinsam problemorientiert an Lösungen zu arbeiten.
Da es nicht nur ausreicht, Chancen quasi als Karotte vor die Nase zu hängen, sondern auch Mittel nötig sind, die Karotten auch ergreifen zu können, wurden im Projekt Fem4Forest konkrete Maßnahmen erarbeitet. Heidi Gaube, Mitarbeiterin von nowa in Graz, präsentierte ein umfassendes Trainings- und Mentoringprogramm für Frauen, das im Rahmen des Projektes in verschiedenen Ländern, aber auch transnational erprobt und weiterentwickelt wird. Dagmar Karisch-Gierer, Mitarbeiterin der FAST Pichl im Projekt und Obfrau der Forstfrauen, stellte weitere Aktivitäten wie Waldspaziergänge für Frauen und Veranstaltungen zur Bewusstseinsbildung vor.
Einen berührenden Punkt der Konferenz stellte der Beitrag von Lesya Loyko von FORZA aus der Ukraine dar. Sie beschrieb, wie Frauen auch unter den furchtbaren herrschenden Bedingungen für den mittelbar und unmittelbar von den Kriegshandlungen betroffenen Wald weiterarbeiten und versuchen, ihre Tätigkeit so gut wie möglich aufrechtzuerhalten und gleichzeitig ihre Landsleute zu unterstützen.
Der letzte Vortrag des Tages zeigte, dass das Thema „Wald und Frauen“ international breit angekommen ist: Iza Pigan aus Polen arbeitet im international finanzierten Projekt „Equal chances in Forestry“ daran, die Teilhabe von Frauen an der polnischen Forstwirtschaft zu verbessern.
Der Succus des ersten Vormittages: Frauen leisten jetzt schon einen wertvollen Beitrag für die Forstwirtschaft, aber es geht noch mehr, viel mehr. Wichtig dabei: Es geht nur gemeinsam! Und damit ist nicht nur die Vernetzung von Frauen untereinander gemeint, sondern auch das Miteinander Aller in der Forst- und Holzwirtschaft, unabhängig vom Geschlecht.
Nach dem intensiven Austausch im eindrucksvollen Festsaal des WALDCAMPUS Österreich war Frischluft angesagt. Bei herrlichem Wetter ging es ins wunderschöne Almtal zum Forstbetrieb des Stiftes Kremsmünster, der – eine Rarität in Österreich – von einer jungen Frau geleitet wird: Birgit Stöhr, auch privat Waldbesitzerin – ist seit kurzem Forstmeisterin im über 10.000 umfassenden Stiftsbetrieb. An zwei Exkursionspunkten erläuterte sie mit einem Mitarbeiter die unterschiedlichen Materien, die am Almsee zusammentreffen: Von Europaschutzgebieten, Außernutzungstellungen, Schutzauflagen, die neue Probleme erzeugen, sanftem, aber dennoch intensivem Tourismus – und eben Forstwirtschaft.
Den Abschluss fand der erste Konferenztag mit einem festlichen Abendessen auf der anderen Seite des Traunsees. Nebst Vorführung des ersten Stihl-Forstfrauen-Films und der Forstfrauen-Modenschau gab es zum Dessert einen krönenden Höhepunkt des Tages: Der Internationale Forstfrauen-Dachverband wurde von den Initiatorinnen Nike Krajnc, Iza Pigan, Ragnhildur Freysteinsdóttir, Maren Ammer, Lesya Loyko und Dagmar Karisch-Gierer präsentiert.
Tag 2: Erfolgreiche Wege in die Zukunft: Was wir brauchen
Böse Zungen behaupten ja, dass die Forstwirtschaft nicht ganz so behäbig wäre, wenn sie a) mehr Frauen hätte und b) öfter über den Tellerrand blicken würde. Wie auch immer man zu dieser Aussage stehen mag, auf der Forstfrauenkonferenz wurde ihr jedenfalls kein Vorschub geleistet. Wie schon am Vortag wurde zu Beginn der Blick geweitet. In zwei Impulsvorträgen erläuterten Eveline Breitwieser-Wunderl von der Porsche Holding GmbH in Salzburg und Victoria Rammer, FH Oberösterreich – Campus Hagenberg, unter Bezugnahme auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, wie Frauen die Zukunft gestalten, aber auch was es auf unterschiedlichsten Ebenen braucht, um die Geschlechtergerechtigkeit voranzubringen. Obwohl dabei weder verhehlt wurde, wie groß die Kluft zwischen dem bereits Erreichtem und den Zielen sehr oft noch ist, noch, dass der Weg meist ein steiniger ist, waren beide Vorträge von Optimismus getragen und lieferten den optimalen Start für den restlichen Tag. Das trockene Fazit von Eveline Breitwieser-Wunderl „Such is life – sometimes hard“ darf mit einem Augenzwinkern als zusätzliche Motivation für Forstfrauen gewertet werden.
Es folgte eine lebhafte Diskussion mit den beiden Referentinnen, die nahezu jeden Bereich streifte, der Frauen in der Forstwirtschaft auch nur betreffen kann – solchermaßen aufgerüttelt der ideale Boden für die folgenden Arbeitsgruppen. Bevor es ans Arbeiten ging, gab es noch kurze „Starthilfe“: Nike Krajnc gab Einblick in die Umfrageergebnisse von Fem4Forest, wie Waldbesitzerinnen und weibliche Beschäftigte in der Forstwirtschaft ihre Situation bewerten und was sie sich an Maßnahmen und Unterstützung wünschen. Und Dagmar Karisch-Gierer stellte die Ergebnisse von Arbeitsgruppen der Internationalen Forstfrauenkonferenz, die 2021 online stattgefunden hatte, vor.
Mit diesen Impulsen wurden die Teilnehmerinnen unter dem Motto „Wachstum für die Zukunft“ in sechs Arbeitsgruppen (Bildung, Jugend, Internationale Kooperation, Forschung & Entwicklung, Sichtbarkeit, Waldbesitzerinnen) geschickt, mit dem Auftrag, drei konkrete Maßnahmen für den jeweiligen Bereich zu erarbeiten. Das Ergebnis? Salopp formuliert könnte man sagen, dass alle, die im Bereich „Frauen & Forstwirtschaft“ tätig sind, sich um zukünftige Betätigungsfelder keine Sorgen machen müssen, so umfangreich und vielschichtig sind die formulierten Maßnahmen!
Mit diesen wunderbaren Resultaten und einem kurzen Resümee fand die Internationale Forstfrauenkonferenz 2022 ihren inhaltlichen Abschluss, um mit einer Exkursion ins Papiermachermuseum Laakirchen die Teilnehmer:innen endgültig zu verabschieden.
Was bleibt von...
- 74 Teilnehmer:innen und Referent:innen
- 12 Nationen: Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Island, Kroatien, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ukraine
- 11 Vorträgen
- 6 Arbeitsgruppen
- 3 Filmen
- 2 Diskussionsrunden und
- 2 Exkursionen?
Ein gewaltiger Impuls voll
Ermutigung, Kooperation, Engagement, Knowhow, Energie und Freude am Tun!
und die
Botschaft der Konferenzteilnehmer:innen